Argumente


Regionalverkehr auf der Schiene – die Erfolgsgeschichte wird weitergehen
Der Regionalverkehr auf der Schiene ist seit drei Jahrzehnten eine Erfolgsgeschichte. Fast überall in Deutschland wurde auf den noch existierenden Bahnstrecken das Angebot ausgeweitet. Einfache Pauschalttarife wie Semestertickets, Jobtickets und das Deutschland-Ticket machen für viele Menschen die Bahn zum alltäglichen Verkehrsmittel. Mit 104,2 Milliarden Personenkilometern – das ist die Zahl der reisenden Menschen multipliziert mit der Zahl der zurückgelegten Kilometer – nennt der Verband „Allianz pro Schiene“ für das Jahr 2023 eine Rekordnutzung der Bahn in Deutschland.
Dem aktuellen Personalmangel kann und muss mit einer umfassenden Modernisierungsstrategie begegnet werden, damit die Züge überall wieder zuverlässig fahren. Wenn die Solmsbachtalbahn fährt, dann benötigt sie kein zusätzliches Stellwerkspersonal. Die Bahn von heute benötigt Personal vor allem in den Zügen und in den Werkstätten. Es sind zukunftssichere Arbeitsplätze, für die sich wieder Menschen finden werden.

 

Ein Zug der DB Regio im Bahnhof Köppern (Taunusbahn)

 

Takt und Tempo für die Dörfer unserer Region
Wer heute mit dem Bus von Waldsolms Brandoberndorf nach Wetzlar fahren muss, benötigt dafür rund 50 Minuten, teilweise auch mehr. Ein Umstieg in Schöffengrund Schwalbach ist immer erforderlich. Das verhindert schon lange die Entwicklung der Region. Schulkinder, junge Menschen im Studium, ältere Menschen auf dem Weg in die Medizin- und Gesundheitszentren – alle benötigen Mobilität. Und nicht alle haben ein Auto oder den in vielen Familien benötigten Zweit- oder gar Drittwagen. Bezahlbare Mobilität auch ohne Auto ist keine Ideologie, sondern eine grundlegende Voraussetzung für das Leben auf dem Land.

 

Alle Verkehrswege nutzen
Nicht nur der Bus kommt im Hintertaunus langsam voran, auch das Straßennetz ist leistungsschwach. Enge, kurvenreiche Straßen und viele Ortsdurchfahrten prägen die Wege aus dem Taunus nach Wetzlar und Gießen. Auch eine „Schnellbuslinie“ würde an den langen Reisezeiten wenig ändern.
Neue Trassen sind kaum vorstellbar. Die Hürden des Planungs- und Naturschutzrechtes sind heute hoch. Da bietet es sich an, die existierende und planungsrechtlich geschützte Trasse der Solmsbachtalbahn wieder zu nutzen. Eine Eisenbahnstrecke versiegelt kaum Flächen. Die Züge von heute sind leise und vor Ort nahezu emissionsfrei. Der komplette Ausstieg aus der Dieseltechnik ist bei der Bahn nur noch eine Frage der Zeit, denn das Oberleitungsnetz wächst und die Lücken sind mit Akkutechnik gut zu überbrücken.

 

Ein Zug der HLB bei Hundstadt (Taunusbahn), hier soll ein Bahnhof entstehen, in dem sich Züge begegnen können.

 

Viele profitieren
Früher war die Bahn ein klassisches Verkehrsmittel für den Schul- und Arbeitsweg. Das ist sie immer noch, aber es sind neue Nutzergruppen dazu gekommen. Abends zur VHS oder zum Treff mit Freundinnen und Freunden, das nutzen gerade junge Menschen – und sind dabei sicher unterwegs. Am Wochenende verlaufen die Fahrten häufig umgekehrt. Dann kommen Menschen aus den Städten auf das Land, bringen ihre Räder mit, erkunden die Region, treiben Sport oder genießen die Angebote der Gastronomie.

 

Bahnfahren ist Klimaschutz
Für immer mehr Menschen spielt der Klimaschutz eine Rolle. Solarpaneele auf den Dächern und E-Bikes auf den Radwegen machen den Bewusstseinswandel sichtbar. Die Bahn ist ein umweltverträgliches Verkehrsmittel. Sie genießt eine hohe Sympathie, trotz aller Probleme mit dem Investitionsstau und dem Personalmangel. Wir können sie auch in unserer Region entwickeln.

 

Die Reaktivierung beginnt mit dem Signal aus der Region
Regionalentwicklung passiert in der Region. Klimaschutz ebenfalls. Nur durch eine starke Lobby vor Ort lassen sich Fördergelder in die Region holen, lassen sich Projekte entwickeln.
Der Bund fördert Investitionen in neue oder reaktivierte Bahnstrecken regelmäßig zu ungefähr 90 Prozent, eine positive Nutzen- Kostenuntersuchung vorausgesetzt. Ebenso regelmäßig fließt dieses Geld aber auch nur in solche Regionen, die hinter ihren Projekten stehen, die sich offen für Neues zeigen und ihre Lebenssituation verbessern wollen.

 

Fahrrad und Bahn
Der Radverkehr hat in den letzten Jahren ähnlich an Bedeutung gewonnen wie der Regionalverkehr auf der Schiene. Deshalb sollte der Kombination dieser beiden umweltverträglichen Verkehrsmittel bei der Reaktivierung der Solmsbachtalbahn besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Radwegverbindung durch das Solmsbachtal bedarf einer grundlegenden Aufwertung. Sie kann bei dieser Gelegenheit an die Stationen der Bahn herangeführt werden. Durch die zunehmende E-Bike-Nutzung sind auch die oberhalb des Tales gelegenen Orte gut zu erschließen. Das gilt insbesondere für die Kernstadt von Braunfels, aber auch für Teile von Schöffengrund und Waldsolms. 

Hochwertige Bikes müssen sicher abzustellen sein. In Kooperation mit regionalen Einzelhändlern, Gastronomen oder Handwerksbetrieben könnten ein bis zwei beaufsichtigte Radstationen an der Solmsbachtalbahn entstehen. Vielleicht auch ein Fahrradverleih? Die Vernetzung von Fahrrad und Bahn hat Potenzial und wird kreative Ideen fördern.